Das Opel-Werk in Brandenburg an der Havel
1935 gab die Opel-Pressestelle
folgenden Text heraus:
>"In enger Fühlungnahme mit maßgebenden
Kreisen der Reichsregierung hat sich die Adam Opel AG
entschlossen, in Brandenburg an der Havel eine neue Fabrik
zu errichten, weil die volle Produktionskapazität in
Rüsselsheim ausgenutzt ist. Die Fertigstellung der
Baulichkeit ist für den 1. Oktober 1935 vorgesehen, um
rechtzeitig für das 1936er Programm in Rüsselsheim Platz zu
schaffen."<
Daraufhin wurde1935 in Brandenburg das
Opel-Werk für Lastfahrzeuge gebaut. Dies beruhte
bereits auf Absprachen mit der deutschen Wehrmacht.
Schon am 31.12.1934 war mit dem Magistrat der Stadt
Brandenburg ein Vertrag zustande gekommen, der den Kauf
eines größeren Geländes südlich des Silokanals in Höhe der
Gördenbrücke festlegte.
Der Bauplan,
entworfen von Architekten und Ingenieuren des Stammwerkes
Rüsselsheim, lag am 1.4.1935 vor.
So konnte am 7. April 1935 mit dem ersten Spatenstich der
Bau begonnen werden.
Verkehrsänderungen im Zusammenhang
mit der Planung des Opel-Werkes 1935, Slg. H. M. Waßerroth
Schon am 10. August 1935 war Richtfest und
am 16. November rollte der erste Lastwagen vom Band. Die
Planung erfolgte in enger Abstimmung mit Reichsregierung
und Wehrmacht.
Finanziert
wurde das 14 Millionen Reichsmark teure Werk mit
amerikanischen Geldern. Die Stadt Brandenburg
hatte gemäß eines Auftrages der
Reichsregierung der Adam Opel AG das Gelände für das Werk zur Verfügung
zu stellen.
Die Adam Opel AG hatte dann ihrerseits
auch noch einige Wünsche:
-
Kaufpreis des Geländes für 1,50 RM/m2
(die Stadt
Brandenburg hatte 1,75/m2
bei Ankauf der teils
enteigneten Grundstücke gezahlt).
-
Die Stadt sollte 7.423.000 RM
der Kosten übernehmen.
-
Senkung der für Opel gültigen
Besteuerung auf das niedrigere Niveau der Stadt
Rüsselsheim.
Offizielle Eröffnung des neu erbaute Opel-Werkes
am 07.01.1936, Slg. H. M. Waßerroth
Foto: unbekannt
Das neu erbaute Opel-Werk, im
Hintergrund der Marienberg, Slg. H. M. Waßerroth
Foto: unbekannt
Die Größe des Werksgeländes am Südufer des
Silokanals umfasste
850.000 m2,
was damals 340 preußischen Morgen
entsprach. Da die Fläche nicht gleich komplett
genutzt wurde, ist ein Teil den ehemaligen
Besitzern kostenlos für landwirtschaftliche
Nutzung zur Verfügung gestellt worden.
Dazu hieß es vollmundig in der
Pressemitteilung: >Soweit diese Fläche nicht durch
den Fabrikbau in Anspruch genommen oder zum weiteren Ausbau
bereits vorgesehen ist, hat die Adam Opel AG sie zur
Förderung der landwirtschaftlichen Erzeugungsschlacht den
bisherigen Besitzern bis auf weiteres kostenlos zur
Verfügung gestellt.<
Blick auf das neue Opel-Werk aus
Richtung Fontanestraße 1935, zwischen Ackerfläche und Werk
der Bahndamm der Westhavelländischen Kreisbahn
Quelle: OstCola, Foto: unbekannt
Das moderne und großzügig verglaste Gebäude
wurde in 2 Millionen Arbeitsstunden von 1.200 Arbeitern in
drei Schichten Tag und Nacht gebaut. Dabei wurden 1,5
Millionen Backsteine, 150.000 Sack Zement, 4.000 t Stahl und 17.500 m2
Glas verbaut.
Die Stadt Brandenburg musste ihrerseits
die Carl-Legien-Straße (ehemalige Hohenzollern Straße), die
über die verkaufte Fläche führte, samt Straßenbahn Richtung
Görden / Plaue ab Fontanestraße östlich am Werksgelände
vorbeiführen. Es entstand dafür die Burggrafenstraße (heute
August-Bebel-Straße).
Bereits am 16. November 1935
rollte der erste fertige Wagen aus dem Werk in
Brandenburg.
Quelle:
Opel-Archiv, Foto: unbekannt
Die Architektur
des Opel-Werks in Brandenburg war beeindruckend. Bereits
von außen sah man diesem Gebäude an, dass es in jeder
erdenklichen Dimension eine Spitze der Moderne im
Bereich der Industriekultur war. Im Grunde seines Wesens
war es ein Gebäude im Bauhaus-Stil.
Allerdings wurden die klaren – fast übertrieben
zweckmäßigen Formen des Bauhauses durch den monumentalen
Baustil des dritten Reichs überformt. Die klaren Formen des
eigentlichen Gebäudes wurden durch rechteckige,
turmartige Anbauten ergänzt. Trotz dieser Anbauten wirkte die gesamte Architektur des
Gebäudes grade zu leicht bis frei schwebend. Die Gebäudeecken
wurden zumindest optisch wenig massiv
ausgeführt. (An den Ecken waren aber durchaus noch Pfeiler vorhanden.) Statt dessen war Glas
das dominierende Element des Gebäudes. Die Außenwände
wurden quasi aufgelöst, die Innenräume waren von
Tageslicht durchflutet.
Speziell, wenn
man dieses Gebäude mit anderen Industriebauten aus dieser
Zeit vergleicht, wird die beeindruckende Leichtigkeit
der Architektur besonders deutlich.
Ebenfalls wegweisend für die Adam
Opel AG war der erstmals zweigeschossige Bau der
Produktionshalle. Diese platzsparende Variante der
Fertigungsorganisation wurde bei Opel in Rüsselsheim
erst einige Jahre nach dem zweiten Weltkrieg
aufgegriffen.
Das Werk Brandenburg im Jahr
1937. Auffällig sind die großen Fensterflächen,
die damals bei Industriegebäuden nicht unbedingt
üblich waren. Hinten rechts das Kraftwerk.
Quelle:
GM Corp., Foto: unbekannt
Das Werk Brandenburg 1940:
Wirklich nennenswerte Veränderungen sind nicht
zu erkennen.
Foto: unbekannt
Der Umzug der
Produktionslinien des Opel Blitz vom Stammwerk
Rüsselsheim nach Brandenburg muss ein gewaltiger
Kraftakt gewesen sein. Er hatte nur einen
Produktionsausfall von 24 Stunden zur Folge! In der
Nacht zum 16.10.1935 wurden die ersten
Produktionsmaschinen mit speziellen Güterzügen nach
Brandenburg gebracht. Schon am nächsten Morgen konnte im
Werk Brandenburg die Montage aufgenommen werden. Auf diese Art
und Weise zogen innerhalb von drei Wochen 1.200
Werkzeugmaschinen um. Erwähnenswert ist in diesem
Zusammenhang hier allerdings, dass diese Maschinen bereits einen Einzelantrieb
hatten. Das war zur damaligen Zeit noch nicht
selbstverständlich. Der Antrieb erfolgte über einen
eigenen Elektromotor, der die Maschine aber noch
weiterhin mit einem Transmissionsriemen angetrieben hat.
Der Maschinenantrieb über Transmission von einem
zentralen Antrieb war damals noch gebräuchlich.
Das Opel-Werk auf einer 1939
gelaufenen Ansichtskarte, Slg. H. M. Waßerroth
Verlag:
unbekannt, Foto: unbekannt
Das Brandenburger Opel-Werk war
damals die modernste Fahrzeugfabrik in Europa. Es
wurde in einer riesigen, übersichtlich gegliederten 178
Meter langen und 136 Meter breiten Halle produziert.
Neueste Erkenntnisse amerikanischer Massenproduktion
flossen in den organisatorischen Aufbau dieses Werkes
mit ein. Als erste Autofabrik wurde das Werk
Brandenburg gleich für Fließbandproduktion ausgelegt.
Härterei und Galvanisierung hat man u.a. mit in den Bandprozess
einbezogen. Im Erdgeschoss waren die Lackiererei und die
Karosseriefabrikation, im Obergeschoss wurden
Fahrgestelle, Motoren und Achsen montiert, Transportwege der Materialien und
Werkstücke wurden so stark wie möglich verkürzt. Die
Anordnung der Arbeitsstationen und Abteilungen entsprachen
der Reihenfolge der Produktionsanforderungen. Güterzüge
konnten mit Rohmaterialien in die Werkhalle einfahren
und an anderer Stelle fertige Fahrzeuge aufladen.
Die Lage des
Werkes am Silokanal ermöglichte außerdem einen eigenen Hafen an der Havel, um die
für den Export bestimmten Fahrzeuge zu verladen und mit
Schleppkähnen zu verschiffen.
Das eigene Kraftwerk mit einer
4.000-kW-Dampfturbine lieferte die benötigte Energie was
bei Volllast einen Bedarf von 7 t Kohle pro
Stunde bedeutete.
Die Lage am Silokanal war
auch für den Antransport der benötigten Kohle für das
werkseigene Kraftwerk vorteilhaft,
Slg. H. M. Waßerroth
Foto: unbekannt
Neue Fahrzeuge auf der
Freifläche vor dem Kraftwerk
Quelle: Museum der Stadt Brandenburg, Foto:
unbekannt
Lage des Opelwerkes
Brandenburg auf einem Messtischblatt
von Brandenburg an der Havel der Hauptvermessungsabteilung
IV von 1940, Slg. H. M. Waßerroth
Die Produktionsanlagen umfassten 13 Maschinenstraßen
und 27 Transportbänder, die mit einer
Gesamtlänge von ca. 5 km die
Werkstücke vollautomatisch transportierten. Die
Geschwindigkeiten der einzelnen
Produktionslinien waren so abgestimmt, dass die
jeweils benötigten Teile zeitgleich an der
passenden Station ankamen.
Produziert wurden täglich 120 Opel Blitz.
Die Größenordnung der Produktion und die Zuverlässigkeit der produzierten
Fahrzeuge machten den Opel Blitz schnell zum Rückgrat der
deutschen
Wehrmacht.
Die Montage der Fahrgestelle
im ersten Stock der Fabrik 1936
Quelle:
Bundesarchiv, Foto: unbekannt
Das Motor-Montageband läuft
an die Stelle des Fahrzeugmontagebandes, an
welcher der Motor zum Einsetzen in das
Fahrgestell benötigt wird.
Quelle:
Opel-Archiv, Foto: unbekannt
Blick auf das Fließband
Quelle:
Opel-Archiv, Foto: unbekannt
Fahrgestelle des Opel Blitz
in der Montagehalle des Werks in Brandenburg
Quelle:
GM Corp., Foto: unbekannt
Der Opel Blitz kurz vor der
Fertigstellung
Foto: unbekannt
Die Leitung des Brandenburger Opel-Werkes
übernahm bis Oktober 1938 Hanns Grewenig, danach Gerd Stieler von Heydekampf
und am 1. Juli 1942 wurde Opel-Vorstandsmitglied
Heinrich Nordhoff, späterer Generaldirektor bei VW,
Betriebsführer des Werkes Brandenburg. Nach dem Kriegseintritt der USA ging
Nordhoff relativ früh davon aus, dass der Krieg wegen der technischen
Überlegenheit der USA nicht mehr zu gewinnen sei. Deshalb
legte er Wert darauf, den technologischen Vorsprung der
Adam Opel AG ebenso zu erhalten, wie auch Produkte im
Portfolio zu haben, die ebenfalls zivil nutzbar waren,
beispielsweise einen zuverlässigen Kleinlastwagen.
Um das Interesse von General Motors an der deutschen
Tochter aufrecht zu erhalten, setzte Nordhoff auf
rationalisierte Produktion, marktorientierte Produkte
und ein ausgedehntes Händlernetz.
Der 25 000. Opel Blitz
verlässt das Werk
Foto: unbekannt
Es war Nordhoff bewusst,
dass die Kriegsproduktion die Produktionsmaschinen durch
andauernde Benutzung schnell verschleißen würde. Seine
Bemühungen waren zumindest auf die Bewahrung des Status
quo ausgerichtet. Die Rationalisierungsbemühungen kamen
allerdings zum Erliegen, als es auch Nordhoff nicht mehr verhindern konnte, dass die Preise für den
Opel Blitz nach der LSÖ-Kalkulationsbasis erhoben
wurden. Da der Opel Blitz ohnehin schon weit unter dem
LKW-Durchschnittspreis an die Wehrmacht verkauft wurde,
war der ökonomische Anreiz nicht mehr wirklich
vorhanden.
Ab 1944 kamen auch Nordhoffs
Export-Bemühungen zum Erliegen, weil die Wehrmacht
sämtliche produzierten Opel Blitz für sich beanspruchte.
Den noch existierenden ausländischen Opel-Händlern blieb
nur die Möglichkeit, sich mit Reparaturen über Wasser zu
halten.
Bereits vorher
drängte Nordhoff darauf, dass Opel, wenn weitere
Rüstungsaktivitäten verlangt würden, nur Aufträge im
Motorenbereich akzeptierte, weil die nach dem Krieg
zumindest noch hilfreich sein würden. Wegen der
allgemeinen Treibstoffknappheit gaben die deutschen
Behörden Nordhoffs Drängen, einen sparsameren Motor für
den Blitz zu entwickeln, trotz Entwicklungsverbot für
die Kraftfahrzeugindustrie, schließlich nach. Es wurde
für den Blitz eine direkte Benzineinspritzung
entwickelt, die den Kraftstoffverbrauch um 20 % senkte.
Allerdings soll Nordhoff auch hier eher die
Nachkriegszeit, als die Kriegszeit im Hinterkopf gehabt
haben!
Der Opel Blitz
im Fronteinsatz
Quelle: Bundesarchiv,
Bild 101I-303-0554-24 / Funke
Einen
erheblichen Anteil am Erfolg des Opel-Werks in
Brandenburg hatten die
Zwangsarbeiter des dritten Reichs. Während bei Ausbruch des Krieges noch
nahezu alle rund 3.400 Beschäftigte deutsche Arbeiter
waren, erhöhter sich der Ausländer- und somit
Zwangsarbeiteranteil im Werk Brandenburg Ende 1942 auf
52 %! Die Zwangsarbeiter kamen aus rund 20 Nationen und
waren in einem Barackenlager in Werksnähe untergebracht.
Bekannte Beschäftigungs- und
Zwangsarbeiterzahlen
|
Jahr
|
Beschäftigte
|
davon Zwangsarbeiter
|
Prozent
|
1935
|
680
|
nicht bekannt
|
0 %
|
1936
|
1.423
|
nicht bekannt
|
0 %
|
1938
|
2.700
|
nicht bekannt
|
|
1. HJ. 1943
|
3.966
|
1.771 – 2.100
|
ca. 45 %
|
2. HJ. 1943
|
2.800
|
1.500
|
53 %
|
1944
|
3.000
|
> 1.500
|
> 50 %
|
Da die
Produktionsmethoden im Werk Brandenburg eine motivierte
und qualifizierte Belegschaft erforderten, wurde
beispielsweise für bessere Verpflegung gesorgt. Diese
Art der „Fürsorge“ setzte sich auch nach „einer gewissen
Zäsur“ weiter fort. Auch wurden auf Betreiben Nordhoffs möglichst gute
Kleidungs- und Nahrungszuteilungen für die
Zwangsarbeiter eingerichtet und im Rahmen der
Möglichkeiten ständig verbessert.
Im krassen Gegensatz zu den
vergleichsweise humanen Verhältnissen im Werk stand das
Leben im Barackenlager der Zwangsarbeiter. Dort waren
sie dem Werkschutz und nicht mehr Heinrich Nordhoff
unterstellt. Dieser Werkschutz wurde allerdings von
einem SA-Sturmbannführer befehligt. In diesem Bereich
kam es laut Augenzeugen regelmäßig zu Misshandlungen.
Zwischen Nordhoff und dem Werkschutzleiter soll es
regelmäßig Reibereien gegeben haben.
Auf der anderen
Seite ist festzustellen, dass das Werk ohne
Zwangsarbeiter nicht arbeits- bzw. leistungsfähig
gewesen wäre. Es ist nicht von
der Hand zu weisen, dass eine klassische Aufgabenteilung
zwischen Werksleitung und Werksschutz geradezu notwendig war, um das Werk produktionsfähig zu
halten!
Vergrößertes Bild eines
Aufklärers kurz nach dem schweren Bombenangriff auf
Brandenburg am 06.08.1944 durch alliierte
Luftstreitkräfte. Das brennende Opel-Werk,
daneben deutlich zu sehen die damalige Gördenbrücke über
den Silokanal
Am 6. August
1944 wurde das Werk in Brandenburg durch einen
alliierten Luftangriff schwer beschädigt. Etwa 50 % der Gebäude
und ca. 20 %
der Produktionseinrichtungen wurden zerstört. (Ziel
dieses Luftangriffes waren auch die ARADO Flugzeugwerke
GmbH in Neuendorf.) Nach
diesem Datum fand im Werk Brandenburg keine
LKW-Produktion mehr statt.
Allerdings sorgte Nordhoff dafür, dass die
Zwangsarbeiter zur Blitz-Lizenzfertigung nach Mannheim
verlegt bzw. „geliehen“ wurden. Dadurch verhinderte er
den Zugriff der deutschen Behörden auf die Gefangenen
des Regimes. Auch die Beseitigung der Schäden am
Werk in Brandenburg erfolgte systematischer als an
anderen Unternehmensstandorten.
Foto: unbekannt
Foto: unbekannt
Bilder des zerstörten Werkes vor
dem Abriss, nachdem alles Brauchbare abtransportiert
war.
Foto: unbekannt
Bei Kriegsende wäre eine
Wiederaufnahme der Produktion möglich gewesen. Jedoch
wurden nach Absprachen der Siegermächte untereinander
sämtliche Produktionsanlagen des Opel-Werkes in
Brandenburg demontiert und bis Sommer 1946 als
Reparationsleistung in die
Sowjetunion verbracht. (Wie auch die
Kadett-Produktionslinien im Werk Rüsselsheim.) Bereits
kurz nach Besetzung Brandenburgs durch die Sowjets
begannen die Demontagen. Die Werksgebäude wurden danach
nahezu besenrein ausgeräumt und später abgerissen. An
ihrer Stelle entstand in den 1950er Jahren ein Betonwerk, dass am 15.07.1955 die
Produktion aufnahm.
Vom Opel-Werk in Brandenburg blieb so
gut wie nichts mehr erhalten. Man hatte auch zu
DDR-Zeiten kein Interesse, eine Erinnerung an ein so
modernes Werk wachzuhalten. Erst nach der Wende 1989
wurde wieder lauter darüber nachgedacht, als es um die
Eigentumsrechte der Grundstücke des Opel Werksgeländes
ging.
Und doch hatte sich bis weit in die
DDR-Zeit hinein ein Relikt des Opel-Werkes erhalten;
nämlich der Eingang zum Werksgelände mit Pförtnerhaus
und Gittertore fungierte nun als Eingang zum Betonwerk,
allerdings recht verwahrlost und von Gestrüpp und
Büschen umgeben. Erst mit Errichtung des Verwaltungs-
und Sozialgebäudes wurde auch dieser Bereich verändert
und weggerissen.
Links der Werkseingang auf einer
1943 gelaufenen Postkarte, auf dem Foto recht vom
Dezember 1977 (leider keine gute Qualität) ist links die alte Ausfahrt des
Opel-Werkes, nun vom Betonwerk genutzt zu sehen (zur
Vergrößerung auf Bild klicken)
Während meiner
Schulzeit hatten wir in der 9. und 10. Klasse unseren
polytechnischen Unterricht im damaligen Betonwerk, eben
auf dem ehemaligen
Gelände des Opelwerkes. Wohl keiner von uns Schülern
wusste, was hier mal für ein Werk stand. Erzählt wurde
darüber nichts, es wurde totgeschwiegen.
Wie alle, die
ins Betonwerk wollten, nutzen auch wir den Haupteingang
von der nun August-Bebel-Straße heißenden ehemaligen
Burggrafenstraße. Ich wunderte mich immer, was das
für ein alter großzügiger Werkseingang ist, mit Pförtnerhäuschen auf
einer Verkehrsinsel und Stahlgittertoren zu beiden
Seiten. Benutzt wurde nur die von der Straße linke
Seite. Das Tor stand immer offen und einen Pförtner
hatte ich auch nie gesehen. Dieser Eingang machte einen
ungepflegten und nutzlosen Eindruck. Auch die
Betonfahrbahn der August-Bebel-Straße sah nicht
so aus wie die Betonfahrbahnen im nahen neuen
Stadtteil Brandenburg Nord. Hier muss irgendwie
mal was anders gewesen sein. Aber es fehlte noch
mein Interesse an der Heimatgeschichte.
Heute
weiß ich, um was für einen Werkseingang es sich
da handelte, nur habe ich ihn leider nicht
fotografiert. Und die Betonfahrbahn der
August-Bebel-Straße war die der 1935 angelegten
Burggrafenstraße und sie hatte sich noch die
ganze DDR-Zeit gehalten und verschwand erst mit
der Grundsanierung der Fahrbahn .
|
Foto: unbekannt
Fahrzeuge aus dem Werk Brandenburg sind an dem
Kürzel BR in der Fahrgestellnummer des
betreffenden Wagens zu erkennen.
Im Juli
1944 wurde trotz deutlicher Materialengpässe mit
2.600 Einheiten die höchste Monatsproduktion
erreicht und der Produktionsrekord der
europäischen Lastwagenfabrikation gebrochen.
Im Werk Brandenburg wurden vier
verschiedene Varianten der Opel-Blitz-Fahrgestelle
gebaut, die sich grundsätzlich durch den Radstand (und
daraus abgeleiteten notwendigen technischen
Veränderungen) unterschieden:
Opel Blitz 3 to 3,6-36
(S = steuerbegünstigt)
|
82.356
|
Opel Blitz 3 to 3,6-42
(längerer Radstand)
|
14.122
|
Opel Blitz 3 to 3,6-47 NR
(Niederrahmen)
|
8.336
|
Opel Blitz 3 to 3,6-6700 A
(A = Allradantrieb)
|
24.981
|
Opel Blitz 2 to Maultier
|
ca. 4.000
|
Das Opel-Werk Brandenburg baute nicht nur
Opel-Nutzfahrzege. Auch militärisch genutzte
PKWs kamen aus diesem Werk: Der mittlere geländegängige
Einheits-Pkw mit Allradantrieb (Kfz. 15), 1937 von
Auto-Union (Horch) in Zwickau entwickelt, wurde
zusätzlich in Lizenz von 1940 bis 1943 bei Opel in
Brandenburg produziert.
aus Opel-History-Wiki und anderen Quellen
zusammengestellt und
bearbeitet von H. M. Waßerroth
nach oben
Vers. 2.1.3
vom 25.04.2023
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