Die topografischen Gegebenheiten aus Havel, Seen und flächendeckenden Feuchtniederungen setzten den damaligen Städtegründungen enge Grenzen. Sie bestimmten Form und Größe der ehemals zwei Brandenburger Städte, der Altstadt und der Neustadt Brandenburg. Nahezu jede Baumaßnahme am Stadtrand reagierte direkt oder mittelbar auf das feuchte Milieu, schlechten Baugrund und Gefährdung durch Wasser. All das erforderte entsprechende zusätzliche Anstrengungen. Vor allem das System von Verkehrs-, Befestigungs- und Wasserbaumaßnahmen war davon betroffen. Obwohl diese Maßnahmen außerordentlich aufwändig und sicherlich teuer waren, sucht man Quellen für diese Arbeiten in den Archiven fast vergeblich. Mit Hilfe der Archäologie, modernster Untersuchungsmethoden und einer komplexen Betrachtung aller Forschungsergebnisse kommt aber langsam Licht ins Dunkel. Deshalb sind, wenn irgendwo „gebuddelt“ wird, die Archäologen immer mit vor Ort. Manches Geheimnis konnte so gelüftet werden.

Die früheste geschichtliche Datierung zeigt sich meist für die Brücken. Sie waren schon damals neuralgische Punkte. So wird die Homeyenbrücke als „Neue Brücke“ im Zuge des „Alten Dammes“ bereits 1216 genannt und sie setzt somit auch die Existenz der heute als Grillendamm bezeichneten Verbindung voraus.

Durch dendrologische Untersuchung von Holzpfählen wird für die Lange Brücke, heutige Jahrtausendbrücke, eine Bauphase um 1208 vermutet. Auch dieser Brückenbau steht wohl in Verbindung mit einer längeren Dammschüttung auf der Neustadt-Seite.

Der Mühlendamm dürfte dendrologischen Untersuchungen bei der Erneuerung 2006 bis 2007 zufolge, bei der eine Nutzungsphase von 1239 ermittelt wurde, schon einige Zeit existiert haben. Dies passt wiederum dazu, dass die Stadtgräben der Neustadt den Wasserstand der angestauten Havel voraussetzten. Eine Stadtbefestigung der Neustadt wird bereits 1229 erwähnt. Archäologische Nachweise an einem verschütteten Stadtgraben im Deutschen Dorf weisen ins 13. Jahrhundert, Spuren an einer hölzernen Befestigung in der Wollenweberstraße sogar an den Beginn des 13. Jahrhunderts.

Am ehemaligen Graben der Altstadt in der Nähe des Rathenower Tors wurde festgestellt, dass der Graben schon deutlich vor 1300 bestanden hat.

All dies lässt darauf schließen, dass der Ausbau der außerhalb der Stadtgrenzen liegenden Infrastruktur beider Städte, die Anlage von Brücken, Dämmen und dem Mühlenstau einer übergreifenden Planung zuzuordnen ist, die kurz vor 1200 einsetzt und binnen einiger Jahre oder Jahrzehnte realisiert wurde.

Dies passt auch zu den Gewohnheiten dieser Zeit, Mühlendämme waren üblicher Bestandteil neuer Stadtanlagen.

 

 

aus verschiedenen Quellen

überarbeitet und ergänzt von H. M. Waßerroth

Vers 1.0.1. vom 15.09.2017

© Harumi Michelle Waßerroth