Brücken in Brandenburg an der Havel und Umgebung

in alten und neuen Ansichten und Fotos

-Teil 2-

Im 2. Teil der Ansichten von Brücken in Brandenburg an der Havel und Umgebung geht es vornehmlich um die Brücken in der Umgebung. Ich habe mich da nicht auf einen bestimmten Umkreis oder Reihenfolge festgelegt, denn wie gesagt, nicht von allen Brücken gibt es historische Aufnahmen. Meist wurden nur die bekanntesten oder prägnantesten Brücken für Fotos in Szene gesetzt. Kleinere oder unscheinbare schafften es höchstens mal mit ins Bild zu kommen. Sie sind oder waren halt da, wo sie noch immer sind oder einmal waren. Doch auch sie sind oder waren nicht minder wichtig.

    

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Die Planebrücke bestand schon zu frühester Zeit im Zuge des alten Fernhandelsweges nach Magdeburg. Aufnahmen von ihr sind selten, obwohl mit dem "Landhaus an der Plane" hier 1902 eine bald sehr beliebte Ausflugsgaststätte eröffnete und die Pferdebahn bereit am 11.05.1901 vom Sportpark bis hier her verlängert wurde. Ursprünglich als Holzbrücke erbaut, ist sie im Laufe der Jahre immer wieder verstärkt worden, später auch mit Stahlträgern. Heute ist sie ein neuralgischer Punkt, auch weil gleich dahinter die vielbefahrene Eisenbahnstrecke Berlin - Magdeburg niveaugleich gekreuzt wird. Der Straßenverkehr hat der einfach gestaltetenen Brücke schwer zugesetzt, weshalb immer wieder neue Reparaturen notwendig werden. Ein Neubau mit Umgestaltung des Bahnüberganges ist dringend erforderlich.

     

Slg: H.M.Waßerroth, Foto: unbekannt

Die Planebrücke mit Ausflugsgaststätte und Pferdebahn

         

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Die Hohe Brücke, besser bekannt als Buckaubrücke, im Zuge der Alten Magdeburger Heerstraße befindet sich im Brandenburger Neustädtischen Forst, nicht weit vom heutigen Wendgräben entfernt.

Die Alte Magdeburger Heerstraße war eine sehr alte Fernhandelsstraße und gehörte zu den am meisten benutzten Straßen im damaligen Preußen. Sie kreuzte an dieser Stelle das Flüsschen Buckau. Im Mittelalter bereits urkundlich erwähnt, ranken sich um diese Straße auch Legenden, wie zum Beispiel die vom Räuberhauptmann Habakuk Schmauch, der im nahen Diebesgrund sein Versteck gehabt haben soll.

Die Handelsströme änderten sich im Laufe der Zeit. Man bevorzugte dann mehr den Weg über Plaue. Heute hat dieser Fernhandelsweg keine Bedeutung mehr und der Buckauübergang dient nur noch regionalem Verkehr.

Wann die erste Brücke an dieser Stelle existierte, ist wohl nicht überliefert. Es ist aber denkbar, dass schon früher eine Holzbrücke die Querung der Buckau erleichterte. Anfang des 20. Jahrhunderts bestand dann die unten abgebildete gemauerte Steinbogenbrücke. Noch heute liegen Gesteinsbrocken unter der derzeitigen Brücke im Bett des kleinen Flüsschens. In Zeiten der russischen Besatzung nach dem Zweiten Weltkrieg diente dann viele Jahre eine einfache Pionierbrücke für die russischen Panzer zur Überquerung der Buckau, denn die Russen hatten die alte Heerstraße für sich als Panzerstraße genutzt. Heute reicht eine einfache Balkenbrücke aus Stahlbeton für die heutigen Verkehrsaufgaben.

  

Slg: H.M.Waßerroth, Foto: nicht angegeben

Die Hohe Brücke in den 1920er Jahren als gemauerte Bogenbrücke

  

Die Buckaubrücke heute, Aufnahme: 15.07.2013, Foto: © H. M. Waßerroth

     

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  Der Standort der Plauer Brücke (heute die alte Plauer Brücke) war schon seit frühester Zeit begehrt für einen Übergang über die Havel. Der Fluss hat hier eine sehr schmale Stelle und die Ufer sind nicht sumpfig, sondern sandig. Mehrere Brückenbauwerke sind hier urkundlich belegt, die meist immer wieder bei Fehden zerstört wurden. 1244 soll es bereits eine Brücke gegeben haben. Zwischenzeitlich bestanden auch an dieser Stelle Fähren.

1836/37 entstand eine Holzbrücke, die für Schiffe in der Mitte geöffnet werden konnte. Sie wurde dann 1903/04 durch die noch heute existente Brücke aus Stahl von einer Genthiner Baufirma unter der Leitung des Regierungsbaurates Born ersetzt und am 15. Oktober 1904 eröffnet.

Wie schon so oft bei kriegerischen Auseinandersetzungen ist die Plauer Brücke auch zum Ende des Zweiten Weltkrieges, am 04.05.1945 um 22.45 Uhr, gesprengt worden. Bis Ende 1946 dauerten die Reparaturarbeiten, dann war auch wieder ein durchgängiger Straßenbahnbetrieb nach Brandenburg möglich.

Die Plauer Brücke, eine der ältesten Brücken in ihrer Ursprungsform ist 130 Meter lang, 10,70 Meter breit und gehört zu den wenigen erhaltenen Stahlfachwerkbrücken in der Region. Mit ihren charakteristischen Halbparabelträgern und den die Formen des Jugendstils aufnehmenden Geländern hat sie eine besondere architektur- und kunstgeschichtliche Bedeutung über Brandenburg-Plaue hinaus.

Sie ist in die Jahre gekommen und war dem Straßenbahnbetrieb und dem wachsenden Straßenverkehr nicht mehr gewachsen. Daraufhin wurde die alte Plauer Brücke 2002 baupolizeilich für diesen Verkehr gesperrt und durch die nur wenige 100 m weiter stromab erbaute neue Plauer Brücke ersetzt. Mit dem 28.09.2002 endete auch der Straßenbahnbetrieb zwischen Anton-Saefkow-Allee und Kirchmöser West. Dann verfiel die alte Brücke zusehends und machte einen traurigen Eindruck, weil das Geld für den Erhalt dieses einzigartigen technischen Denkmals bisher fehlte. Im Jahr 2019 hat das Land eine Sanierung des Bauwerks zugesagt und will die Kosten dafür zusammen mit der Landesdenkmalbehörde aufbringen. Mitte 2020 sollte die Sanierung abgeschlossen werden. Aber so schnell geht es nun doch nicht, Mitte 2022 ist ein Teil der Brücke immer noch eingerüstet und die veranschlagten Kosten von 2,6 Millionen dürften bei den derzeitigen Kostenexplosionen auch nicht reichen.

      

Karte am 11.04.1904 gelaufen

Slg. Waßerroth, Verlag: unbekannt, Foto: unbekannt

   1903, Beginn der Arbeiten zum Bau der neuen Plauer Brücke direkt neben der alten Brücke aus Holz

       

    

Slg: H.M.Waßerroth, Foto: unbekannt

Zwei Aufnahmen vom Bau der Plauer Brücke 1904

     

Karte nicht gelaufen

Slg. Waßerroth, Verlag: unbekannt, Foto: unbekannt

  Die neue Plauer Brücke als Stahlkonstruktion

   

Karte am 04.09.1978 gelaufen

Slg. Waßerroth, Verlag: unbekannt, Foto: unbekannt

  Die Plauer Brücke im Jahre 1974

       

Die alte Plauer Brücke während der Sanierung, Aufnahme: 02.09.2022, Foto: © H. M. Waßerroth

    

Die alte Plauer Brücke, sanierter Teil noch ohne Fahrbahn, Aufnahme: 02.09.2022, Foto: © H. M. Waßerroth

      

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  Die Pulverbrücke bzw. Werkamtsbrücke Kirchmöser, besser bekannt als Seegartenbrücke, entstand in direktem Zusammenhang mit dem Aufbau des Pulverwerkes Kirchmöser 1916/17 zur Erschließung des Industriegebietes Kirchmöser West. Die bis dahin bestehende Fährverbindung von Plaue genügte den Anforderungen nicht mehr und der Frachtverkehr musste ohnehin den weiten Umweg über Wusterwitz nehmen.

An dieser schmalsten Stelle des Sees soll zwar schon um 1650 eine Brücke existiert haben, sie hatte aber nicht lange Bestand.

Auch die Straßenbahn der Stadt Plaue wurde bis Kirchmöser West verlängert und die neue Strecke mit der Brücke dem Verkehr übergeben. Der Zweite Weltkrieg sollte auch das Schicksal dieser Brücke vorerst besiegeln. In den späten Abendstunden, etwa gegen 23.00 Uhr des 04.05.1945 ist die Seegartenbrücke völlig sinnlos noch von den deutschen Truppen gesprengt worden. Der Russe stand schon seit 10 Tagen in Brandenburg und hatte die Stadt unter Kontrolle.

Gut ein Jahr später wurde endlich eine Seilfähre als vorläufiger Ersatz eingerichtet. Gegen Ende 1947 entstand eine Notbrücke aus Holz für Fußgänger, die dann mit ihrer Übergabe am 06.02.1948 den Fährbetrieb beendete. Die Reparatur der gesprengten Brücke erfolgte erst von 1951 bis 1954. Sie diente dann bis 2005 weiter dem Verkehr bis ein Neubau unumgänglich wurde. Die neue Seegartenbrücke, in ihrem Aussehen der bisherigen Brücke nachempfunden, wurde 2006 eingeweiht.

      

Karte am 07.07.1934 gelaufen

Slg. Waßerroth, Verlag: Franz Krause, Kirchmöser, Havel, West, Foto: nicht angegeben

Die Seegartenbrücke in den 1930er Jahren

    

 

Slg: H.M.Waßerroth, Foto: unbekannt

Die zerstörte Seegartenbrücke, deutlich zu erkennen die behelfsmäßige Fußgängerbrücke

      

Slg: H.M.Waßerroth, Foto: unbekannt

Wiederaufbau der Seegartenbrücke 1951-1954

      

Karte am 07.07.1977 gelaufen

Slg. Waßerroth, Verlag: unbekannt, Foto: unbekannt

   Blick über den Wendsee zur Seegartenbrücke 1975

      

Karte nicht gelaufen

Slg. Waßerroth, Verlag: Bild und Heimat - Reichenbach (Vogtl.), Foto: Kampmann, Berlin

Die Seegartenbrücke 1981

     

Quelle: Heimatverein Kirchmöser, Foto: nicht angegeben

Abbruch der Seegartenbrücke 2005

      

Quelle: www.baustellen-doku.info, Foto: Frank Eritt

Einschwimmen des Mittelteils der Seegartenbrücke 2006

    

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1743 begann der Bau des Plauer Kanals und er wurde 1745 fertig gestellt. Im Laufe der Zeit ist er mehrfach ausgebaut und erweitert worden. 1912 hatte der Kanal seine Leistungsfähigkeit erreicht. Umfangreiche Aus- und Umbaumaßnahmen waren unumgänglich. Teilarbeiten dazu begannen bereits 1920. Der gesamte Kanalausbau zog sich bis 1938 hin. Im Bereich Wusterwitz (damals Großwusterwitz) wurde der Kanal neu trassiert, unter anderem auch, weil die Plauer Schleuse ohnehin hätte neu gebaut werden müssen. Ein Relikt des alten Kanals ist der Woltersdorfer Altkanal. Am Anfang des neuen Vorhafens im Unterwasser der neuen Wusterwitzer Schleuse kreuzte die Landstraße von Woltersdorf nach Wusterwitz die Kanalachse und machte die Wusterwitzer Kanalbrücke erforderlich. Gebaut wurde eine moderne Brücke aus Stahlbeton mit zwei Bögen und daran angehängter Fahrbahn. Ein langes Leben war dieser 1922 eingeweihten Brücke nicht beschieden. Zum Kriegsende wurde sie noch am 05.05.1945 in aller Frühe um 3.30 Uhr gesprengt. 1946 errichtete man eine Notbrücke aus Holz und 1961 eine 42 Meter lange Betonbrücke als Einfeldträger mit einem dreizelligen Hohlkasten. Diese Brücke hatte 2009 ausgedient und wurde durch einen Neubau ersetzt.

       

Karte nicht gelaufen

Slg. Waßerroth, Verlag: Photo-Verlag H. Heinrich, Gr. Wusterwitz, Foto: nicht angegeben

Die Wusterwitzer Kanalbrücke nach der Eröffnung 1938, Aussehen bis zu ihrer Sprengung 1945

   

Quelle: eine ältere Chronik, Foto: nicht angegeben

Reste der gesprengten Kanalbrücke, daneben die 1946 errichtete Notbrücke, sie musste bis 1960 halten.

   

Karte am 15.08.1967 gelaufen

Slg. Waßerroth, Verlag: Bild und Heimat - Reichenbach (Vogtl.), Foto: Kühn

Die Wusterwitzer Kanalbrücke 1966

   

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Die Eisenbahnbrücke zwischen Pritzerbe und Fohrde überbrückt die Einmündung des Pritzerber Sees in die Havel. Diese Brücke wurde erforderlich mit dem Bau der Brandenburgischen Städtebahn im Abschnitt zwischen Brandenburg und Rathenow. Mit Eröffnung der Gesamtstrecke der Brandenburgischen Städtebahn von Treuenbrietzen nach Neustadt (Dosse) am 25.03.1904 wurde auch diese Brücke in Betrieb genommen. Der Bau der Brücke gestaltete sich auf Grund des ungünstigen Untergrundes sehr kompliziert. Für die Gründung des Dammes und der Widerlager mussten zahlreiche Pfähle in den sumpfigen Untergrund gerammt werden. Ursprünglich sollte die Eisenbahnbrücke östlich der bereits bestehenden Straßenbrücke gebaut werden. Das Vorhaben wurde dann aber nach anfänglichen Versuchen aufgegeben und die Brücke weiter westlich, westlich der Straßenbrücke erbaut.

Auch an dieser Brücke ist das Kriegsende 1945 nicht spurlos vorübergegangen. Sie wurde ebenfalls zerstört, war aber eine der ersten größeren Brücken der Strecke, die wieder hergestellt werden konnte. Ab 13.10.1945 verkehrten wieder Züge über die neue Brücke.

     

Karte 1914 gelaufen

Slg. Waßerroth, Verlag: unbekannt, Foto: unbekannt

Die Städtebahnbrücke über den Pritzerber See nach ihrer Eröffnung

     

Karte 1906 gelaufen

Slg. Waßerroth, Verlag: unbekannt, Foto: unbekannt

Die Städtebahnbrücke über den Pritzerber See, deutlich sind die ursprünglichen Schmuckelemente zu erkennen

      

Karte 1943 gelaufen

Slg. Waßerroth, Verlag: unbekannt, Foto: unbekannt

Die ursprüngliche Städtebahnbrücke über den Pritzerber See 1943

      

Karte 12.08.1969 gelaufen

Slg. Waßerroth, Verlag: VEB Bild und Heimat Reichenbach i. V., Foto: Kühn

Die neue Städtebahnbrücke über den Pritzerber See zur Reichsbahnzeit 1966

 

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Hier nun eine Brücke, die wohl auf keiner Ansichtskarte zu finden war. Diese Brücke hatte nur wenige Jahre Bestand, von um 1970 bis etwa Ende der 1970er Jahre. Erbaut hatten diese Pionierbrücke die russischen Besatzer, um bequem und schnell von dem von ihnen seit 1945 besetzten Gelände der ehemaligen ARADO-Flugzeug-Werke die als Panzerstraße genutzte alte Heerstraße zu erreichen. Sie überbrückte die Havel in der Nähe des Buhnenhauses.

 

Die Pionierbrücke über die Havel bei Neuendorf am 25.08.1973 von einem Ausflugsschiff gesehen, Blick Richtung Westen, Foto: © H. M. Waßerroth

  

    

 Für alle Aufnahmen gelten die Lizenzen CC BY-NC-ND 3.0 de

    

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  Für aktuelle Bilder der vielen Brücken in Brandenburg an der Havel empfehle ich die Homepage von Lutz Bär:

    http://lutz-baer.homepage.t-online.de/bruecken/thumb.html

(einfach auf den Link klicken)

   

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Vers. 1.6.0. vom 06.09.2022

© Harumi Michelle Waßerroth