Die anderen natürlichen Seen:

Wusterwitzer-, Heiliger-, Pritzerber-,

Görn-, Rietzer- und Dunkelsee,

und der Autobahnsee (der eigentlich nicht dazu zählt)

 

Ausschnitt aus einer alten Schulkarte Brandenburg und Umgebung von 1964, © Slg. H. M. Waßerroth

Das Seengebiet Brandenburger Havelseen

Neben den bekannten Havelseen Quenzsee, Plauer See, Breitlingsee, Möserscher See und Wendsee hat die Umgebung Brandenburgs noch eine ganze Reihe weiterer Seen zu bieten. Sie sind teilweise weniger bekannt und meist kleiner, trotzdem ist jeder dieser Seen in seiner Eigenart etwas besonderes und eine Perle der Natur. Rings um Brandenburg an der Havel verteilt, gleicht kaum ein See dem anderen. Bei den vielen Wasserflächen in und in der Nähe unserer Stadt ist es meist für den Betrachter gar nicht so einfach zu unterscheiden, was ist ein See, was ein so genanntes Erdeloch, herrührend beispielsweise von den abgebauten reichen Tonvorkommen dieser Gegend, die einst von den zahllosen Ziegeleien verarbeitet wurden, oder ist es die Havel, die sich gerade hier seenartig verbreitert.

Schauen wir uns also unsere "anderen" natürlichen Seen an:

   

Wusterwitzer See

Der Wusterwitzer See liegt in der brandenburger Havellandschaft zum Teil nordwestlich im Landkreis Potsdam-Mittelmark und mit seiner östlichen Hälfte auf Brandenburger Stadtgebiet im Stadtteil Kirchmöser. Er hat eine Fläche von gut 1,7 km2 und erreicht eine maximale Tiefe von 9 Meter. Trotzdem ist der flach abfallende Badestrand besonders für kleine Kinder wie geschaffen. Sämtliche Freizeitaktivitäten können hier verwirklicht werden. Der Wassersportfreund findet am Wusterwitzer See alles, was das Herz begehrt. Auch hat der See eine der schönsten Strandpromenaden. Willkommen in der Natur! Alte hohe Bäume, grüne Wiesen und der See mit vielen kleinen Badebuchten, einem Bootsverleih, Kaffee und Gastronomie. Ausflugslokale stehen dem Gast ausreichend zur Verfügung. In der Umgebung kann man ausgezeichnet wandern oder mit dem Fahrrad fahren. Mit einer gültigen Angelkarte kommt jeder Angelsportler ganzjährig auf seine Kosten.

Wie bei den Seen in der Nähe, verdankt auch der Wusterwitzer See seine Entstehung der Eiszeit, der Weichselkaltzeit. Im Südosten grenzt der See an die eiszeitlich gebildete Hochfläche der Karower Platte. Größere Röhrichtzonen säumen den See vornehmlich in den weiten flachen Seeteilen im nördlichen Bereich. Verbunden ist der zuflusslose See mit der Havel durch die "Die Fahrt" genannte Verbindung unter der Eisenbahnlinie Berlin - Magdeburg und Verbindungsstraße Kirchmöser - Wusterwitz hindurch und den Wendsee.

     

 Blick vom Badestrand über den Wusterwitzer See auf einer gelaufenen Postkarte von 1972, Slg. H. M. Waßerroth 

Verlag: VEB Bild und Heimat Reichenbach i. V., Foto: Mohr, Berlin

   

 Blick über den Wusterwitzer See zum Westufer und Ortsteil Wusterwitz Dorf, Aufnahme 03.02.2016, © H. M. Waßerroth

   

 Blick über den Wusterwitzer See nach Norden, am Horizont etwas links zu sehen der Wasserturm und die Schornsteine des Bahnstromwerkes in Kirchmöser, Aufnahme 03.02.2016, © H. M. Waßerroth

     

Heiliger See

Nur ein schmaler Landstreifen trennt den gut 0,5 km2 großen Heiligen See inmitten von Kirchmöser vom Möserschen See. Auf diesem Landstreifen liegt die Kirchmöseraner Ostsiedlung, die mit der Westsiedlung mit Industriegebiet und dem eigentlichen historischen Ortskern Kirchmöser Dorf den See vollständig umgibt.

Der Heilige See entstand genau wie seine Nachbarseen Möserscher, Plauer und Wendsee in der Weichseleiszeit von 19.000 Jahren als Grundmoränensee. Seine größte Tiefe wird mit 3 Meter angegeben. Eine natürliche Verbindung zu den anderen Seen bestand allerdings nicht. Der bestehende Verbindungsgraben zum Möserschen See zwischen Kirchmöser Ost und Kirchmöser Dorf wurde künstlich angelegt.

Der Heilige See ist durch seine fehlende schiffbare Verbindung zu den benachbarten großen Havelseen für den Wassersport aber auch touristisch uninteressant. Sein breiter und vielfach sumpfiger Schilfgürtel gestattet nur wenig freien Zugang zum See. Ökologisch ist es um den See nicht gerade gut bestellt, wobei ihm trotz seiner Nähe zu einem schon lange genutzten Industriestandort ein guter chemischer Zustand bescheinigt wird. 

        

 Kirchmöser West mit Eisenbahnwerk, dahinter der Heilige See getrennt durch den Landstreifen mit der Ostsiedlung vom Möserschen See, Postkarte von 1930, Slg. H. M. Waßerroth 

Verlag: unbekannt, Foto: unbekannt

       

Eine der wenigen Ansichtskarten vom Heiligen See in Kirchmöser, 30.08.1928 gelaufen, Slg. H. M. Waßerroth 

Verlag: O. H. i. Br., Foto: unbekannt

     

Blick über den Heiligen See von der Ostsiedlung Kirchmöser nach Westen, am Horizont rechts zu sehen der Wasserturm, Aufnahme 12.02.2016, © H. M. Waßerroth

    

Blick über den Heiligen See von der Uferstraße, Nähe Weichenwerk, Richtung Kirchmöser Dorf, Aufnahme 12.02.2016, © H. M. Waßerroth

    

Pritzerber See

Der Pritzerber See ist ein Randsee unserer Havel und liegt südöstlich der ehemaligen Kleinstadt Pritzerbe, die ihm auch seinen Namen gegeben hat. Seit 2002 gehört der See mit Pritzerbe und weiteren Orten zur Stadt Havelsee. Der bis 6 Meter tiefe Pritzerber See hat eine Fläche von fast 2 km2. Natürliche Zuflüsse zum See gibt es nicht, nur den künstlich angelegten Roten Graben vom Weißen Fenn Marzahne kommend. Zur Havel besteht eine direkte Verbindung im westlichen Teil. Hier ist der See durch einen Damm mit den Brücken der Eisenbahnstrecke Brandenburg - Rathenow der ehemaligen Brandenburgischen Städtebahn und der Bundesstraße 102 zwischen Pritzerbe und Fohrde eingeengt. Obwohl der Pritzerber See mit der Havel verbunden ist, gilt er als stehendes Gewässer. Er hat sehr flache und vermoorte Ufer. Der südliche Bereich zwischen Fohrde und Hohenferchesar ist vollständig verlandet.

Auch der Pritzerber See hat seine Entstehung in der Weichselkaltzeit. Der See bildete sich in einem Rinnenbecken, dem Pritzerber Gletscherzungenbecken. Die sich im Gletscherzungenbecken gebildete Rinnenbeckenreihe, lässt sich nach Nordwesten weiter verfolgen. So ist das Weiße Fenn Marzahne ebenfalls dieser Rinne zuzurechnen. Von Süden, vom Plauer See bis zum Pritzerber See wird sie von der Havel als Flussbett genutzt. Sie verläuft parallel zur Beetzseerinne und zur Bohnenlandrinne des Gördensees und Bohnenländer Sees im südlichen Anschluss an das Marzahner Gletscherzungenbecken. Nordöstlich queren Dünenzüge die Rinne im Bereich der Marzahner Heide und der Ketzürer Heide, sodass sie sich bis zum Havelländischen Luch mehr und mehr verliert.

Der Pritzerber See liegt in mehreren nationalen und europäischen Schutzgebieten:

Naturschutzgebiet Untere Havel Süd,

Landschaftsschutzgebiet Westhavelland

Naturpark Westhavelland,

FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) Niederung der Unteren Havel/Gülper See und

SPA-Gebiet (europäisches Vogelschutzgebiet) Niederung der Unteren Havel

    

Blick zum nördlichen Ufer des Pritzerber Sees mit der Rohrweberei Pritzerbe, 29.04.2007, © Botaurus-stellaris

    

Blick über den Pritzerber Sees, am Horizont Hohenferchesar, Aufnahme 29.04.2007, © Botaurus-stellaris

     

Görnsee

Der Görnsee bei Grebs, direkt neben der Landstraße L 88 zwischen Prützke und Grebs gelegen, befindet sich noch in der Gemarkung Prützke. Da er aber fast am Ortsrand von Grebs liegt, wird er oft auch als Grebser See bezeichnet. Er gilt als natürlicher See, doch wird er teils auch als geflutetes ehemaliges Restloch des Abbaus von Raseneisenerz in der slawischen Zeit gedeutet. Gespeist wird der knapp 0,14 km2 "kleine" See aus Grundwasser. Zuflüsse zum See gibt es nicht, nur einen künstlich angelegten Abflussgraben zum Rietzer See.

Seinen Namen bezog der See wohl vom südlich am See gelegenen 60 Meter hohen Görnberg. Ursprung ist die altpolabische Grundform "Gor'n" = See. Genaue geschichtliche Quellen gibt aber es nicht.

Wegen zahlreicher im Uferbereich vorhandener schützenswerter Pflanzen wurde der See und sein Uferbereich schon vor einiger Zeit als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Am Südostufer des Görnsees befindet sich eine Naturbadestelle. Es ist der einzige freie unbewachsene Zugang zum See. Die heute noch gute Wasserqualität im mit 3,50 Meter nicht allzu tiefen Görnsee ist sicher auch ein Resultat, dass die Badestelle noch nicht kommerzialisiert wurde.

 

 Der Görnsee auf einer ungelaufenen Postkarte, Slg. H. M. Waßerroth 

Verlag: unbekannt, Foto: unbekannt

   

Blick von der Badestelle am Ortsrand von Grebs auf den See, 09.07.2015, © Kotofeij K. Bajun

     

Rietzer See

Wie die Havelregion der Umgebung Brandenburgs ist auch die Emsterregion südöstlich von Brandenburg an der Havel bis in die Gegend um Lehnin ein Ergebnis der letzten Eiszeit. Weite Teile waren sumpfig oder mit Wasser bedeckt. Spätere Meliorationsarbeiten und die wirtschaftliche Landnutzung der sich ansiedelnden Bevölkerung brachten unter anderem eine Veränderung des Grundwasserspiegels. In Folge kristallisierten sich die heutigen Seen mit mehr oder minderer Wassertiefe an den tiefsten Stellen der Gegend heraus. Der Rietzer See hat hiervon die geringste Wassertiefe. Mit einer maximalen Tiefe von 2 Metern und einer durchschnittlichen Tiefe von nur 80 Zentimetern gilt er als Flachsee. Durchflossen wird der Rietzer See von dem damals kleinen Flachlandfluss Emster, der im 19. Jahrhundert, vornehmlich von 1866 bis 1872, für die Schiffbarmachung kanalisiert wurde.

Besonders durch seine geringe Wassertiefe, aber auch der Emsterkanal ist heute stellenweise kaum tiefer als 1 Meter, eignet sich der See trotz seiner Größe von etwa 3,14 km2 nicht für den Wassersport oder eine touristische Erschließung. Dies ist aber andererseits eine gute Voraussetzung für die Entstehung einer einzigartigen Flora und Fauna. Der See wird von breiten Röhrichtzonen gesäumt, denen vielfach ausgedehnte Schwimmblattgürtel vorgelagert sind. Viele Vogelarten haben hier ihre Brutplätze wie Weißstorch, Schwarzhalstaucher, Knäkente, Rotmilan, Rohr- und Zwergdommel. Der Rietzer See ist auch Durchzugsgebiet vieler Zugvogelarten. Bisher wurden über 260 Vogelarten am See beobachtet. Aber auch geschützte Pflanzenarten wie zum Beispiel Fieberklee, Sumpfknabenkraut, Strandtausendgüldenkraut und Pracht-Nelke u.a. sind hier zu finden.

Das Gebiet Rietzer See mit insgesamt 1128 ha, innerhalb einer großräumigen Moorniederung, ist seit 1997 Vogelschutzgebiet und seit 2000 (2004) Naturschutzgebiet.

Ein Beobachtungsturm nahe des Emster-Kanals bei Netzen ermöglicht einen guten Überblick über weite Teile des Naturschutzgebietes. Ein ca. 2 km langer Naturlehrpfad von Netzen, Hotel "Seehof", zum Beobachtungsturm erklärt Flora und Fauna des Naturschutzgebietes.

Ein weiterer Aussichtsturm mit Blick auf den Rietzer See befindet sich in Rietz hinter dem Feuerwehrgebäude.

Geführte Wanderungen in das Naturschutzgebiet werden auch vom Info-Zentrum für Natur und Tourismus in Trechwitz angeboten.

   

Blick über den Rietzer See, 28.04.2007, © Christian K.

  

Dunkelsee

In der Nähe von Paterdamm, im Ziepelbruch, liegt der Dunkelsee in einer flachen Senke der südöstlichen Dunkelsee-Rinnenniederung zwischen dem 48 Meter hohen Pieper Berg mit Reuter-Fichten im Norden und der Grebser Heide mit dem 69 Meter hohen Galgenberg im Süden. Von seinem westlichen Nachbarn, dem Rietzer See, ist der See und das Bruch durch den 43 Meter hohen Holzberg getrennt. Nur durch einen künstlich geschaffenen Verbindungsgraben um den Holzberg herum, der Niederung folgend, hat der Dunkelsee einen Abfluss. Seinen Namen bekam der See von seinem dunklen Wasser, hervorgerufen durch die starke Verlandung. Der See mit heute nur noch 0,051 km2 Fläche wird von einem breiten Röhrichtgürtel umgeben, der kaum einen Zugang zum See freigibt. (Weshalb ich wohl auch keine Fotos vom Dunkelsee auftreiben konnte.) .

   

Leider noch kein Foto verfügbar!

     

Autobahnsee

Der Autobahnsee ist kein natürlicher See und gehört hier eigentlich somit nicht zu dieser Seite. Ich habe ihn nur seiner Bekanntheit wegen hier mit aufgenommen. Dieser See entstand aus einer Kiesgrube, wurde also künstlich geschaffen. In den 1930er Jahren begann in Deutschland der Bau der Reichsautobahnen. Der für die Autobahnen als Baumaterial benötigte Kies sollte aus Kostengründen so nah wie möglich an den Baustellen gewonnen werden. 1935/36 erreichten die Bauarbeiten für die Autobahn Berlin - Magdeburg - Hannover die Gegend um Brandenburg an der Havel. Am Rand der Gemarkung Reckahn, direkt neben der projektierten Autobahn, fanden sich ausreichende Kiesvorkommen, die die Anlage einer Kiesgrube ermöglichten. Als die Kiesgrube nicht mehr gebraucht wurde, ließ man sie mit Grundwasser volllaufen. So entstand ein neuer See mit ca. 5,50 Meter Wassertiefe und einer Fläche von knapp 0,02 km2, der keine Verbindung zu natürlichen Wasserläufen hat. Seinen Namen bekam der künstliche See durch seine Nähe zur Autobahn. Schon bald wurde der Autobahnsee zu einem beliebten Ausflugsziel der Brandenburger. Trotz des nicht unerheblichen Lärms der nahen Autobahn ist der See auch heute noch wegen seines sehr klaren Wassers beliebt. Auch die brandenburger Tauchsportler kommen deshalb gern hier her.

Der Autobahnsee Reckahn liegt am Rande des Brandenburger Neustädtischen Forstes innerhalb des Landschaftsschutzgebietes "Brandenburger Wald- und Seengebiet".

 

 Autobahnsee, Blick zum Ostufer, Aufnahme 15.07.2013, © H. M. Waßerroth

   

 Autobahnsee, Blick zum Westufer, Aufnahme 15.07.2013, © H. M. Waßerroth

   

 

Name Größe max. Tiefe Mittl. Tiefe gr. Länge gr. Breite
Wusterwitzer See 171,4702 ha 9 m   2061 m 1234 m
Heiliger See 53,6134 ha 3 m   1216 m 607 m
Pritzerber See  196,3903 ha 6 m   2572 m 1263 m
Görnsee 13,9373 ha 3,50 m   500 m 440 m
Rietzer See 313,6832 ha 2 m 0,80 m 2846 m 1350
Dunkelsee 5,1461 ha        
Autobahnsee 1,9600 ha 5,50 m   370 m 120 m

(Länge und Breite sind effektive Werte)

Stand 03.04.2012, LUGV Brandenburg, Ref. Ö 4

    

     

aus verschiedenen Nachschlagewerken (Wikipedia, Lexikon, Liste der Seen in Brandenburg u.a.)
überarbeitet und ergänzt von H. M. Waßerroth

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Vers. 1.1.1. vom 26.11.2016

© Harumi Michelle Waßerroth